500-Euro-Schein: 2018 gehts ins Museum

Der 500-Euro-Schein soll in die Geschichtsbücher, meint die EZB. Die Notenbank beschloss in Frankfurt, die Ausgabe der größten Euro-Banknote  so „gegen Ende 2018“ einzustellen. Ob das Otto-Normal-Bürger interessiert?

Experten hatten die Abschaffung des lilafarbenen Scheins schon lange gefordert – sie hoffen, damit Terrorfinanzierung, Geldwäsche und Schwarzarbeit einzudämmen.

Die bislang kursierenden 600 Millionen 500er müssen schrittweise durch andere Noten mit kleinerem Nennwert ersetzt werden. Dafür müssen neue Scheine gedruckt werden. Den nationalen Notenbanken obliegt die Entscheidung, wie lange Verbraucher nach einem Stichtag die alten Scheine noch umtauschen können.

Und immer wieder Geldwäsche

Die EU-Polizeibehörde Europol hatte erst vor einigen Monaten in einer Analyse festgestellt, dass Bargeld weiterhin eines der gängigsten Geldwäscheinstrumente in fast allen Bereichen organisierter Kriminalität sei. Diese laufe „in überwältigendem Maße traditionell“.

Soll heißen: Praktisch alle Verbrechernetzwerke nutzen Bargeld, um die Herkunft ihrer Einnahmen zu verschleiern, diese über Landesgrenzen zu transportieren und möglichst unauffällig in die legalen Wirtschafts- und Finanzkreisläufe einzuspeisen. Bargeld ist anonym, kann blitzschnell den Besitzer wechseln und lässt sich schwer zurückverfolgen.

Der Wert der dabei bewegten Gelder lässt sich mangels verlässlicher Informationen nur erahnen. Die Schätzungen bewegen sich nach Angaben der auf die Bekämpfung von Geldwäsche spezialisierten Financial Action Task Force – einer von verschiedenen Regierungen gegründeten internationalen Fachorganisation – weltweit zwischen einigen hundert Milliarden und einer Billion Dollar pro Jahr.

Die Mengen sind derartig groß, dass der Verkleinerung des Volumens eine zentrale Bedeutung zukommt. Hier kommt der 500-Euro-Schein ins Spiel: Eine Million Euro in 500-Euro-Scheinen wiegt etwa 2,2 Kilogramm und passt in eine Notebooktasche – die gleiche Summe in 50-Euro-Noten bringt es auf 22 Kilo und füllt eine Sporttasche. Wer illegale Einnahmen schmuggeln oder aus Geldwäschegründen ein Haus in bar kauft, nutzt den Fünfhunderter somit gern.

Eburys Geschichten zum 500-Euro-Schein:

Ende des Jahres 2015 waren genau 613.559.542 500 Euro-Scheine im Umlauf. Dies entspricht einem Wert von 306.779.771.000 Euro. Laut EZB ist somit nur der 200 Euro-Schein noch seltener im Umlauf.

Im März 2016 waren es nur noch 594.417.006 Scheine, fast 20 Millionen Scheine wurden bereits still und heimlich von der Zentralbank eingezogen.

In Spanien wird der 500er “Bin Laden” genannt: Alle wissen, dass der Schein existiert – aber fast niemand hat ihn je gesehen.

Der Hauptgrund für die Abschaffung des Scheins sind seine Nutzer. Besonders bei Geldwäsche oder im Drogenhandel ist der Fünfhunderter beliebt, denn es sind keine riesigen Geldkoffer von Nöten, um Gelder zu transferieren. Viele Geschäfte akzeptieren ihn nicht einmal.

Die Produktion eines Scheins mit dem Wert von 500 Euro kostet acht Cent.

Im Jahr 2002 wurde der Euro in Bargeldumlauf gebracht, seit 2013 werden nach und nach die Scheine durch neue, fälschungssichere Banknoten ersetzt. 50, 100, 200 und 500 sind von dieser Neuerung bis jetzt ausgenommen. Bei Letzterem erübrigt sich nun der Aufwand.

Im April 2010 stoppten englische Wechselstuben die Ausgabe von 500 Euro-Scheinen. 90 % aller 500er-Noten in England sollen sich im Besitz der organisierten Kriminalität befinden.

Die meisten 500 Euro-Scheine befinden sich in Spanien. Angeblich ein Viertel der Scheine im Umlauf soll in dem südeuropäischen Land zirkulieren – und das obwohl Spanien nur 9,264 % des BIP der Euro-Zone verantwortet.

Mit den Maßen 160 x 82 Millimeter ist er der größte Schein. Genau wie auf den anderen Euro-Noten ist auf ihm ein Architekturstil abgebildet und unter anderem mit den Sicherheitsmerkmalen Wasserzeichen, Hologramm und Stichtiefdruck ausgestattet. Ein Schein wiegt 1,12 Gramm – würde man einen Koffer mit tausend Scheinen im Wert von einer halben Million Euro mit sich herumtragen, würde der Inhalt gerade mal etwas mehr als ein Kilo wiegen.

Im günstigsten Fall wird die Abschaffung des Scheins rund eine halbe Milliarde Euro kosten. Den Hauptteil wird die Produktion neuer, kleinerer Scheine wie Hunderter und Zweihunderter ausmachen, um den Wert der Fünfhunderter zu decken.

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