Die Mini-Zinsen drücken aufs Gemüht der Banken in Deutschland. Die Ertragslage der Finanzinstitute wird mauer, man sucht nach Lösungen. Sparkassen preschen nun vor – Strafzinsen für normale Sparer nicht mehr ausgeschlossen.
Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, jedenfalls lies auf dem 25. Deutschen Sparkassentag einiges durchblicken. Die Geldinstitute würden „alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen – in Teilen auch zu Lasten der eigenen Ertragslage“. Wenn die aktuelle Niedrigzinsphase aber lange andauere, würden die Sparkassen die Kunden nicht davor bewahren können.
Politik soll helfen
Der Sparkassen-Präsident appellierte auch an die deutsche Politik, mehr für die Vermögensbildung von Geringverdienern zu tun. „Über 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden“, warnte Fahrenschon. Wer wirklich Wohlstand für alle wolle, müsse den Betroffenen helfen, für das Alter vorzusorgen.
Fahrenschon appellierte an den Staat, dafür einen Teil des Geldes, das er wegen der aktuell niedrigen Zinsen auf Kredite spare, an die Schwächeren in der Gesellschaft weiterzugeben – etwa durch eine Novellierung des Vermögensbildungsgesetzes, mit dem der Staat die Vermögensbildung von Arbeitnehmern fördert.
Seit 1998 seien dessen Einkommensgrenzen und Förderhöhen nicht mehr angepasst worden. Deshalb seien viel zu viele aus der Förderung gefallen.
Filialschließungen: Bis zu 250 Sparkassen könnten wegfallen
Der Wirtschaftsprofessor Bernd Nolte befürchtet derweil, dass sich die Zahl der Sparkassen in den nächsten Jahren deutlich verringern könnte. „Deutschland ließe sich mit 200 bis 250 Sparkassen und einer zentraleren Verbands- und Verbundstruktur hervorragend bewirtschaften“, sagte er der „Rheinischen Post“.
Nolte glaubt, dass ein Drittel der Sparkassen wegen ausbleibender Erträge in der Niedrigzinsphase in zwei bis drei Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein werde. Die Institute müssten rund 20 bis 30 Prozent der Personalkosten sparen, auch in Führungsgremien. Die Verbundstruktur sei etwa 500 Millionen Euro teurer als die der Genossenschaftsbanken, sagte der Wissenschaftler der Zeitung.