EZB und Einlagezins – locker, lockerer, Draghi

Mario Draghi lässt nicht locker. Der Einlagenzins wird weiter ins Minus verschoben und das Anleihekaufprogramm wiederbelebt. Die neuerliche geltpolitische Lockerungsrunde der EZB heute wird Sparern teuer zu stehen kommen. An eine sinnvolle langfristige Vermögensbildung mit klassischen Sparformen ist nicht mehr zu denken – im Gegenteil. Autokredit, Barkredit und Co. dürften hingegen noch günstiger werden.

Fakt 1: Verschärfung beim Einlagenzins – Banken in Zugzwang

Vor allem dies wird Banken und Sparkassen so belasten, dass in Kürze auch normalen Privatkunden Verwahrgebühren für ihre Einlagen drohen. Schon jetzt müssen Geldhäuser im Euroraum nach Berechnungen des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) im Jahr rund 7,5 Milliarden Euro an Negativzinsen an die EZB zahlen.

Fakt 2: Negativzinsen für Bankeinlagen – sie werden kommen

Diese sind nun ausgemacht. Bereits jetzt geben einzelne Institute in Deutschland Strafzinsen an Unternehmen, große Investoren wie Fonds und selbst reiche Privatkunden weiter. Nun könnte – und wird – es auch die Mehrheit der normalen Privatkunden treffen. Negativzinsen sind praktisch vorprogrammiert. Denn, wenn es langfristig Geld kostet, Einlagen anzunehmen, und wenn man gleichzeitig Kreditnehmern Zinsen mitgeben muss, wird das irgendjemand bezahlen müssen. Und wer? Genau, der Kunde!

Fakt 3: Politik schaut weiter zu – noch

Allein ein staatlicher Eingriff wird künftig Sparer vor Negativzinsen noch schützen können. Doch wird die Politik reagieren? Zumindest beschäftigt sich die Bundesregierung derzeit mit einem  möglichen Verbot von Strafzinsen für Kleinsparer. Das Finanzministerium habe eine Prüfung veranlasst, „ob es der Bundesregierung rechtlich überhaupt möglich ist, Kleinsparer vor solchen Negativzinsen zu schützen“, ließ Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz unlängst verlauten. Auch Bayerns oberster Minister Markus Söder plädiert für eine Bundesratsinitiative, wonach Sparvermögen bis 100.000 Euro grundsätzlich strafzinsfrei bleiben sollen. Banken werden dies allerdings zu umgehen wissen –  mit zusätzlichen Kosten an anderer Stelle, beispielsweise steigenden Kontogebühren.

Fakt 4: Sparer verlieren real mehr Geld – überall

Schon heute bekommen Anleger für klassische Sparformen faktisch keine Zinsen mehr. Aufgrund der Inflation verlieren sie sogar real an Geld und somit an Kaufkraft. Auch die private Altersvorsorge über alternative Anlageformen wird zusehends unattraktiver. Lebens- und Rentenversicherungen kämpfen mit sinkenden Verzinsungen, einstige Rendite-Zusicherungen lassen sich an den Kapitalmärkten nicht mehr erwirtschaften. Folglich sinken Überschussbeteiligungen oder fallen sogar ganz aus.

Fakt 5: Kreditnehmer können noch mehr jubeln

Aber es gibt auch Gewinner der ganzen Sache. Wer Haus, Wohnung, den Autokredit und Co. über Schulden finanziert, der profitiert von historisch geringen Zinssätzen. Schlaue Bankkunden nutzen das für den Autokredit Vergleich sichern sich einen günstigen Barkredit oder niedrige Hypothekenzinsen für Laufzeiten von 15 oder 20 Jahren. Wie sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann unlängst in der FAZ so treffend: „Niemand ist ja nur Sparer, sondern auch noch Arbeitnehmer, Kreditnehmer oder Steuerzahler“. Und: „Die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung beispielsweise profitiert von einem hohen Beschäftigungsstand mit spürbaren Lohnerhöhungen. Hier schlagen sich Niedrigzinsen positiv nieder.“

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Draghi zählt Europa an – Donald Trump wettert umgehend

Donald Trump warf der EZB vor, mit den Maßnahmen der amerikanischen Wirtschaft zu schaden. Die EZB habe erfolgreich den Euro gegenüber dem „sehr starken Dollar“ abgewertet, twitterte der US-Präsident nur wenige Minuten nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies schade den US-Exporteuren. Zugleich warf er der US-Notenbank Fed vor, immer nur abzuwarten. Ein neuer Handelsstreit scheint vorprogrammiert.

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