Draghi und seine EZB – Geld bleibst weiter billig

Bis mindestens in die zweite Jahreshälfte 2020 stehen die 0 %. Draghi und seine EZB bleiben ein weiteres Mal auf Billiggeldkurs – zum Leid aller Sparer.

Die Europäische Zentralbank (EZB) traut sich angesichts wachsender Risiken für die Konjunktur nicht an der Zinsschraube im Euroraum zu drehen – eine Hiobsbotschaft für Sparer in Deutschland und anderswo. Im Gegensatz zu früheren Zyklen ist die EZB also diesmal den Zinserhöhungen der Fed nicht gefolgt.

Ein neues Gesicht am EZB-Tisch

Der irische Notenbanker Philip Lane ist seit Monatsbeginn zum Chefvolkswirt der Notenbank aufgestiegen und ist damit als Nachfolger des Belgiers Peter Praet Mitglied des EZB-Direktoriums. Lane und das restliche Team um EZB-Chef Mario Draghi mussten eine Reihe wichtiger Entscheidungen treffen, sind doch seit der letzten EZB-Sitzung am 10. April die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit für die Euro-Zone wegen der Eskalation des Handelskriegs rund um die USA und China merklich eingetrübt.

Brauchbare Zinsen 2023 und später möglich

Umso genauer bewerten Investoren und deutsche Sparer künftig wohl die Ergebnisse der Sitzung und die Pressekonferenz mit und von Draghi. Das Risiko ist groß, dass der EZB-Chef weiterhin noch mehr für großen Frust bei Sparerinnen und Sparern sorgt. Draghi verlängert die Spanne bis zu nächsten Zinserhöhung noch weiter – getreu der bislang offiziellen Sprachregelung, dass die Zinsen noch bis Ende 2019 nicht erhöht werden. Nun steht also fest: Es wird noch länger dauern, bis es wieder Zinsen aufs Ersparte gibt. Die erste Zinserhöhung wird es also wohl erst im September 2020 geben – wenn überhaupt. Experten der Commerzbank rechnen sogar erst mit steigenden Zinseinkünften bei Sparern in Jahr 2023.

Weiterhin Geldspritzen für Banken in Not

Auch an den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, ändert die Notenbank nichts. Stattdessen will die EZB den Banken mit eher großzügigen Zinskonditionen für die neuen Langfristkredite unter die Arme greifen. Bei den zweijährigen Darlehen – TLTRO III genannt – winkt den Banken eine Prämie, wenn sie bei der Kreditvergabe bestimmte Ziele erfüllen.

Die Langfristdarlehen erhalten die Banken zu einem Zins, der zehn Basispunkte über dem durchschnittlichen Leitzins während der Laufzeit der Kredite liegt. Bei Erfüllung von Kreditvergabezielen werde er aber sinken. Er könne dabei so niedrig liegen, wie der durchschnittliche Einlagensatz plus zehn Basispunkte während der Laufzeit der Geschäfte.

Ramschpapiere auf der Kaufliste

Unter den Papieren, die die Notenbank aufkaufen will, sollen auch Vermögenswerte aus Griechenland und Zypern sein. Dies können Papiere mit schwacher Bonität und einem Rating unterhalb von „BBB-“ sein, sogenannte Ramschpapiere. Der Kauf von Pfandbriefen soll in der zweiten Oktoberhälfte beginnen, der Kauf von besicherten Kreditpaketen im vierten Quartal dieses Jahres. Das Programm soll mindestens zwei Jahre laufen.

Auch ABS-Käufe möglich

Die EZB will erstmals besicherte Kreditpakete (Asset Backed Securities – kurz ABS) und Pfandbriefe (Covered Bonds) ankaufen. Damit sollen die Geschäftsbanken enlastet werden. Ziel ist, die lahmende Kreditvergabe in Schwung zu bringen: Nimmt die EZB den Banken ABS-Pakete ab, hätten die Institute Freiräume zur Vergabe von Krediten. ABS sind komplexe Finanzinstrumente – diese gelten als Mitauslöser der Finanzkrise.

Was ist der EZB Rat?
Der EZBRat ist das oberste Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank (EZB). Er besteht aus sechs Mitgliedern des Direktoriums sowie den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der 19 Mitgliedsstaaten. Der EZBRat tagt in der Regel im Abstand von 14 Tagen.
Was ist der Leitzins der EZB?
Leitzins ist der von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegte Zinssatz, zu dem Sie mit den ihr angeschlossenen Kreditinstituten Geschäfte abschließt.
Was ist das vorrangige Ziel der EZB?
„Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (EZB) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.“ Preisstabilität ist somit nicht nur das vorrangige Ziel der Geldpolitik der EZB, sondern auch ein Ziel der Europäischen Union als Ganzes.

 

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