Eichelburg: Euro und EU sind die Auslaufmodelle

Stagnierender Goldpreis, zähe Energiewende, wackelige EU-Erweiterung, steigende Inflationsangst, lahme Konjunktur – und Frankreich als Machtesel. Spannende Themen, und dazu knackige Antworten. Eichelburg mit im Interview.

Gold: Seit Monaten verharrt der Goldpreis in einer Ranche zwischen 1.550 US-Dollar und knapp 1.800 US-Dollar. Blicken wir auf das zweite Halbjahr 2012. Wie weit kann der Goldpreis realistisch in diesem Jahr steigen – und was wären möglich Faktoren für einen signifikanten Ausbruch?

Walter K. Eichelburg: Noch hat das „Goldkartell“ aus Zentralbanken und Grossbanken den Goldpreis unter Kontrolle. Man möchte unbedingt verhindern, dass eine Kapitalflucht aus deren Papier in Gold beginnt. Wie lange das noch geht? Vermutlich bis in nächster Zeit Spanien und damit auch der Euro zuammenbrechen.

Energie: Kostspieliger Atomausstieg, Solardesaster, astronomische Öl- und Benzinpreise. Energie wird nicht nur in Österreich zu einem Luxusgut, dass sich viele Bürger immer weniger leisten können. Was sind eigentlich die Alternativen? Schließlich ist die Mehrzahl der Menschen auf derzeitige Massenenergieträger im täglichen Leben angewiesen.

Eichelburg: Gerade wurde auf meiner Plattform www.hartgeld.com die Entwicklung der Strompreise über 100 Jahre nachgerechnet. So war etwa der Preis für eine kWh in Deutschland damals um acht Euro in heutiger Kaufkraft. Trotz aller Ökoabgaben kostet die KWh heute um die 22 Eurocent, in der Produktion um die 6c. Durch den techischen Fortschritt ist Energie viel billiger geworden. Trotzdem steigen die Energiepreise heute überall überdurchschnittlich an. Waren Die Tank- oder Stromkosten in der Vergangenheit für die Haushalte eine vernachlässigbare Grösse, so werden sie jetzt spürbar. Wenn eine wirkliche Depression wie heute in Griechenland einsetzt, dann sinken die Löhne und die Energiekosten werden wirklich zum Problem. Langstreckenpendeln etwa muss dann aufgegeben werden.

EU: Im Falle Timoschenko nimmt der internationale Druck weiter zu. Außenminister Westerwelle stellt jetzt sogar öffentlich einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine infrage. Kann in der aktuellen Finanzsituation überhaupt noch jemand eine weitere Expansion der Europäischen Gemeinschaft ernsthaft wollen?

Eichelburg: Die Ukraine gehört genauso wenig wie Russland oder die Türkei in die EU. Die EU ist ohnehin bereits mit zu vielen unterschiedlichen Kulturen überdehnt. Wenn der Euro fällt, fällt auch die EU. In manchen Staaten wie Griechenland oder Niederlande agieren bereits Parteien mit dem Euro und EU-Austritt als Hauptthema. Also muss es populär sein. Die EU wird nicht mehr lange existieren.

Inflation: Die Deutschen haben Angst vor Inflation. Fast die Hälfte aller Bundesbürger fürchtet, dass die Inflation an ihrem Vermögen knabbert. Das hat eine Studie für die Allianz Bank zu Tage gefördert. Viele denken zurück an die Weimarer Republik, als die Teuerungsrate bei rund 5.000 Prozent lag. Das war 1922. Könnte die Situation in Europa 100 Jahre später ähnlich aussehen? Und was sind die Alternativen? Höhere Löhne, mehr Steuern?

Eichelburg: Alle amtlichen Inflationsstatistiken weltweit sind Lügen, die künstlich einen viel zu niedrigen Wert angeben, damit nicht höhere Lohnforderungen oder bei den Sozialleistungen gestellt werden. Hauptzweck ist aber die Sparer zu betrügen, damit man sie mit niedrigeren Zinsen abspeisen kann. Denn sonst kommt die Flucht aus den Währungen und die Hyperinflation geht los. Ewig kann man diesen Betrug nicht machen. Die Deutschen sind da in Europa wegen des historischen Beispiels von 1923 viel kritischer als Andere.
Bereits seit einigen Jahren gibt es speziell in Deutschland einen im Hintergrund laufenden Crack-Up-Boom wo etwa Sparguthaben abgehoben und ausgegeben werden, weil das Geld „an Wert verliert“. Einiges davon geht auch in Gold. Aber es ist noch eine Minderheit. Sobald die Masse erkennt, das die Preise nicht um zwei Prozent steigen, sondern real um neun Prozent, beginnt die Massenflucht. Dann stirbt der Euro garantiert.

Konjunktur: Die Industrien vieler Staaten im Euroraum rutschen immer tiefer in die Rezession. Die Integration zwischen den Euro-Zonen-Ländern scheint zu bröckeln – der „Ausstiegsdruck“ auf Deutschland steigt hinter den Kulissen gewaltig. Selbst die EZB sieht Anzeichen für eine Spaltung der Euro-Zone. Wäre eine solche „währungspolitische Scheidung“ Deutschlands von Rest-Europa nicht endlich eine ehrliche konsequente Sache?

Eichelburg: Dass Deutschland einmal aus dem Euro aussteigen wird, weil es die Inflationspolitik der Anderen nicht mitmachen wird, darüber wird bereits seit einigen Jahren geschrieben. Es gibt Hinweise, dass es auch bereits versucht wurde. Viele Staaten wie Griechenland und Spanien sind bereits in einer richtigen Depression, dann kommen noch deutsche Spardiktate in Reihe. Daher wird es den Euro bald einmal politisch zerreissen, selbst wenn man einen Crash des Euro verhindern könnte.

Frankreich: Hollande wird der neue Präsident Frankreichs werden. Das hitzige TV-Duell diese Woche brachte keinen klaren Punktsieg für den Amtsinhaber. Ein „Schreckgespenst“ versetzt Europa nun in Angst. Welche Reaktionen erwarten Sie für den kommenden Montag an den internationalen Finanzmärkten?

Eichelburg:
Hollande wird neuer französischer Präsident werden, weil Sarkozy unter den Wählern verhasst ist und sich das rechte Lager gespalten hat. Hollande wird eine ähnliche Politik machen, wie in den 1980ern Mitterand. Also Geld rauswerfen, Geld drucken, verstaatlichen, usw. Bisher tanzte Frankreich im Wesentlichen nach der Sparpfeife Deutschlands, das wird sich radikal ändern. Dass es in den nächsten Monaten den Euro politisch zerreisst oder dieser crasht, wie Mitterands Franc, ist so gut wie sicher.

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