Es gibt 15 Kapverdische Inseln, neun von ihnen sind bewohnt, keine wie die andere. Sie liegen vor der Westküste Afrikas, zwei Flugstunden von den Kanaren entfernt. Eine andere Welt – aber eine interessante.
Über und unter dem Wind
Die Inseln werden gemeinhin unterteilt in die sogenannten „Ilhas de barlavento“ – Inseln über dem Wind, wozu u.a. der Touristenmagnet Sal gehört – und in die „Ilhas de sotovento“ – Inseln unter dem Wind. Santiago und Fogo sind die bekanntesten davon.
Die Inseln waren lange Zeit alle unbewohnt, wurden erst im 15. Jahrhundert entdeckt. Wegen ihrer Lage auf halbem Weg zwischen Afrika und Amerika waren sie ideal als Umschlagplatz für den Sklavenhandel.
Drei Viertel der heutigen Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre alt, die durchschnittliche Kinderzahl schwankt zwischen 3 bis 7 Kindern pro Familie.
Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, die höchste Erhebung ist der Pico do Fogo – 2.800 Meter hoch. Der letzte Ausbruch auf Fogo ist noch nicht allzulange her, und zwar 1995.
Praia – Metropole des Archipels
Die Hauptstadt des Inselstaates liegt auf der Insel Santiago und trägt den schlichten Namen : Praia. 120.000 Menschen leben hier. Das tropische Klima macht die Kapverden zu einem Ganzjahresziel. Es gibt unglaubliche 350 Sonnentage im Jahr bei Temperaturen zwischen 21 und 29 Grad.
Die Nationalsprache Kriolu gibt es nur gesprochen, eine Schriftform existiert nicht. Entstanden ist Kriolu aus der offiziellen Amtssprache Portugiesisch und afrikanischen Sprachen.
Flaches Sal – Salz, Strand und Sonne
Staubtrocken und heiß – Sal ist auf den ersten Blick nicht besonders malerisch, es ist die flachste Insel der Gruppe. Für Windsurfer, Taucher und Sonnenanbeter bietet es allemal ideale Bedingungen. Wie schon eingangs erwähnt scheint die Sonne an 350 Tagen im Jahr, Schatten gibt es nur, wenn man ihn selbst mitbringt. Von November bis Juni bläst ein kräftiger Passatwind.
Santa Maria, bis in die 1970er Jahre hinein ein winziges Dörfchen, ist zur typischen Tourismusstadt geworden. Von Luxushotels über Pensionen bis zu Souvenirläden ist alles vorhanden.
Inselrundfahrt: Erste Station war die größte Stadt – 10.000 Einwohner – der Insel: Espargos, 3 km nördlich vom Flughafen gelegen. Sie ist nach den wie Spargel aus dem Sand sprießenden gelben Blüten einer Wüstenpflanze benannt, die wir aber nicht zu Gesicht bekamen. Von einem kleinen Aussichtspunkt hatte man einen guten Überblick über die Stadt und die Insel.
Das ehemalige Fischerdorf Palmeira: ist zu einer Technikzentrale geworden.1983 wurde hier eine Meerwasser-Entsalzungsanlage gebaut.
Nach Norden, an der Küste entlang, führt die Piste zur Buracona, in deren natürlichem Pool sich das Meer bricht. Um die Bucht herum versucht man Palmen zu pflanzen bzw. großzuziehen, was aber sicher noch eine Weile dauern wird . Nur ein paar Meter weiter findet man ein ovales Loch in der Felsdecke, das “ Olho Azul“ ( Blaues Auge). Zwischen 11 und 13 Uhr bricht sich das Sonnenlicht im Meerwasser und bringt es zu intensivem, türkisblauem Leuchten.
Ein paar Kilometer landeinwärte konnten wir dann eine waschechte Fata Morgana bewundern, kein Wunder bei flimmender Wüstenhitze und Sand, soweit das Auge reicht.
Höhepunkt jeder Inselrundfahrt ist ein Besuch von Pedra de Lume, was übrigens übersetzt “ Feuriges Gestein “ bedeutet. Hier findet man eine natürliche, ehemals industriell genutzte Saline im Krater des gleichnamigen Vulkans. Die Einsturzcaldeira misst etwa 900 Meter im Durchmesser, ihr Boden liegt unterhalb des Meeresspiegels. Da das umgebende Gestein porös ist, kann Meerwasser einsickern, verdunsten und als schneeweiße, glitzernde Salzschicht wieder an der Oberfläche erscheinen. Um 1970 ist endgültig schluss. Schließlich kaufte ein Touristikunternehmer die Saline und ließ den Weg entlang der Seilbahn herrichten, so dass man jetzt in den kleinen Tümpeln wohlige, entspannende Bäder nehmen und sich fast wie am Toten Meer fühlen kann.
Vielseitiges Fago – Gebirge und Kessel
Fogo , die viertgrößte Insel der Kapverden, hebt sich als ebenmäßiger Kegel fast 3000 m aus dem Meer . Der riesige Kessel im Zentrum , die Cha das Caldeiras, ist aus der Ferne nicht zu sehen und auch kaum zu erahnen. Über Lavafeldern steht sozusagen ein Berg auf dem Berg, vegetationslos und gigantisch: der Pico de Fogo.
Fogo hat viele Gesichter : eine wilde Mondlandschaft mit Basalt-und Lavaflüssen, Steilküsten, Höhlen, fast tropisch anmutemde Vegetation mit Kaffee- und Bananenpflanzungen, halbfeuchte Nebelwälder, sanfte Hänge und nicht zuletzt Sao Filipe.
Mit 10.000 Einwohnern ist Sao Filipe der Hauptort auf Fogo . Im 16. Jahrhundert entstanden, gilt Sao Filipe als zweitälteste städtische Siedlung Capo Verdes. Die historische Altstadt konnte ihren Charme bewahren. Im Licht der untergehenden Sonne wirkten die Häuschen und Gassen stimmungsvoll und spiegelten ein besonderes Flair wieder. In den Tagen um den ersten Mai herum wird auf Fogo gefeiert, ganz Sao Filipe ist bis weit in den frühen Morgen hinein von Musik und lebhaftem Treiben erfüllt.
Tour zur Caldeira: Die Straße steigt durch sanftes Hügelland auf und führt weiter in Serpentinen zum Eingang in die Cha das Caldeiras. Eine letzte Kehre gibt unvermittelt den Blick auf den grauschwarzen Kegel des Pico de Fogo ( 2829m) frei. Auf einer hölzernen Tafel wird dem Besucher mitgeteilt, dass der Naturpark Fogo beginnt. Die Straße tritt nun ein in die Lavafelder. Der Anblick lässt sich schwer in Worte fassen: grauschwarze Kuhfladen, zu feinen Nadeln zerrissen, gedreht, gefaltet, gebrochen, die Vielfalt der Formen ist schier unerschöpflich.
Es gibt zwei kleine Dörfer am Nordwestrand der Caldeira. Der fruchtbare Vulkanboden sichert den Unterhalt durch Ackerbau, Viehzucht und nicht zuletzt durch Tourismus. Besucher machen sich frühmorgens regelmäßig auf, den Pico ( 4-7 h Gehzeit ) zu besteigen. Leider ließ uns unsere Reiseroute dazu keine Zeit, ein Grund wieder herzukommen.
Dank der schwarzen fruchtbaren Erde und des Mikroklimas hier reifen die angepflanzten Weintrauben hervorragend und ergeben einen ausgezeichneten Wein. In der Winzergenossenschaft darf man probieren.
Nach einer Mittagsrast mussten wir leider schon wieder Abschied nehmen. Am späten Nachmittag ging es zurück nach Santiago.
Hauptinsel Santiago – Magnet und Zentrum
Santiago ist – wie eingangs erwähnt – die Hauptinsel des Archipels. Mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung lebt und arbeitet hier, die meisten in der Inselhauptstadt Praia im Süden. Santiago ist die landwirtschaftlich produktivste Insel. Afrikanische Kultur und Tradition haben das Eiland stärker geprägt als jede andere Insel. Die Geschichte Cabo Verdes ist in erster Linie die Geschichte Santiagos.
Praias Altstadt liegt schachbrettartig angelegt auf einem Felsplateau. Man kann Spaziergänge durch die Altstadt machen. Malerisch gelegen ist der Präsidentenpalast , der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Ein besonderes Flair bietet ein Bummel über den Mercado Municipal, wo es eine große Auswahl an kulinarischen Angeboten , vor allem Fisch, Obst und Gemüse, gibt.
Sehr interessant ist ein Ausflug zur ehemaligen Hauptstadt Cidade Velha = alte Stadt, die in der Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen wurde.
Auf dem Weg dorthin kommt man am Forte Real Sao Filipe vorbei, das gut 120 m über dem Meer thront und von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die „Alte Stadt“ hat.
Am 1520 errichteten Pelourinho (Pranger) wurden über Jahrhunderte Sklaven verkauft. Das heute inmitten des Ortes stehende Monument entspricht weitgehend einem Exemplar in Lissabon. Die Rua Banana, die Bananenstraße, besteht aus einer Reihe kleiner Häuschen, die das beste Zeugnis ursprünglich einfachster Kolonialarchtektur der ersten Jahre darstellen.
Im Norden der Insel, ca. zwei Fahrtstunden von Praia entfernt, liegt Tarrafal. Auf dem Weg dorthin kommt man durch Assomada, wo ein schöner farbenfroher afrikanischer Markt anzutreffen ist. Das historische Stadtzentrum lud zu einem Rundgang ein.Nur teilweise renoviert zeigen sich koloniale Gebäude in ursprünglichem Stil und Farben.
Tarrafal liegt an der Nordspitze Santiagos. Die Besucher zieht es hier wie magisch zum Strand : eine windgeschützte Bucht mit Palmen und hellem Sand, ein kleiner Fischerhafen ist auch vorhanden. Am Wochenende und an Feiertagen herrscht hier Hochbetrieb.
Capo Verde – unbekanntes Land im Atlantischen Ozean
Die Kapverden sind bei uns noch lange nicht so bekannt, wie sie es verdienen. Drei ganz unterschiedliche Inseln, die lohnen irgendwann wiederzukommen und weitere Inseln zu besuchen. Am schönsten soll es im November sein, da kurz nach dem Ende der Regenzeit dann alles grün sein soll. Die Kapverdianer sind arm, aber zufrieden: Hier gibt es keine Malaria, aber jeden Tag Mais und Bohnen…