Netflix mobil – Auto-Abo als Zukunftsmodell?

Praktischer SUV, schickes Cabrio, platzsparender Stadtflitzer: Die wenigsten können sich alle Autoträume erfüllen – oder wollen dies garnicht mehr. Autobauer und Start-ups haben dies verstanden und erproben das Netflix-Modell für den modernen Mobilitätsmarkt.  Lohnt sich das Auto-Abo?

Ein kleines Gebäude in einer Seitenstraße der Münchner Innenstadt, unweit des Hofbräuhauses gelegen. Ein nagelneues Auto auf einer Hebebühne funkelt eher unscheinbar durch die Milchglasscheibe im Eingangsbereich. Kaum zu glauben, aber usgerechnet hier wird an der Mobilität der Zukunft gearbeitet. „Unsere Mission ist es, Dinge anders zu machen“, sagt Bettina Bernhardt. Sie leitet die Audi Business Innovation GmbH, die sich dort eingemietet hat. Das Unternehmen, vollständig in Besitz der Ingolstädter Autobauer, wurde 2013 gegründet, um neue Geschäftsmodelle in der Mobilitätsbranche zu entwickeln. Im Focus steht dabei ein neuer flexibler Zugang zur Mobilität.

Netflix fürs Auto – passendes Auto zum passenden Anlass

Für den Kurzurlaub ein SUV, für das sonnige Wochenende ein cooles Cabrio, für den spontanen Stadteinkauf beim Kunden der kleine Stadtflitzer: Das Auto im Abo, bei dem das Modell immer passend zum Anlass gewählt werden kann, ist keine Utopie mehr. Nicht nur Audi werkelt an einem solchen Geschäftsmodell für die Zukunft, auch andere Autobauer wie Porsche, Daimler, Cadillac oder Volvo tüfteln derzeit an mobilen Abo-Diensten – und auch einige Start-ups, die von den Herstellern unabhängig sind.

Auto-Abo – mal so, mal anders

Beim näheren Hinsehen solcher Angebote zeigt sich, dass sie oft Ähnliches versprechen, am Ende aber sehr unterschiedlich sind. Was sich hinter dem Begriff Auto-Abo verbirgt, hängt meist von Fall zu Fall ab. Und sie sind auch nicht in Stein gemeißelt: Porsche und Daimler haben derzeit Pilotprojekte laufen, der Service kann sich aber bis zu einem regulären Markstart in naher Zukunft noch ändern. Audi bietet seinen Dienst zwar schon in einigen Städten an – auch hier ändert sich das Angebot aber, je nach Nachfrage, regelmäßig.

„Ein Mitarbeiter hatte das Potenzial erkannt, kurzfristig den Dienst in Singapur anzubieten. Wir konnten das innerhalb weniger Wochen umsetzen und wachsen seitdem dort sehr gut“, so Bernhardt. Dabei hat der Standort München geholfen – einige Kilometer entfernt und unabhängig von der Unternehmenszentrale in Ingolstadt. „Im regulären Genehmigungsverfahren hätte das Monate gedauert – dann hätte aber ein anderer Anbieter den Markt besetzt“.

Der Markt für Auto-Abos steckt also noch in den Kinderschuhen. Die Anbieter setzen dabei aktuell noch auf unterschiedliche Konzepte für verschiedene Zielgruppen.

Auto-Abo A: Car Subscription mit All-Inclusive

Car Subscription ist eine Mischform aus Autoleasing und -miete. Vor Vertragsbeginn entscheidet sich der Kunde für ein bestimmtes Fahrzeug, das er für die gesamte Vertragsdauer behält und alleine nutzt. Die Car Subscription entspricht meist einem Rundum-sorglos-Paket: In der monatlichen Gebühr sind die Kosten für die Anmeldung des Wagens, Versicherung und Wartung enthalten.

Im Gegensatz zum Leasing gibt es keine Anzahlung und auch keine Schlussrate. Und während die meisten Leasingverträge zwischen zwei und sechs Jahren laufen, sind bei einer Car Subscription Vertragslaufzeiten von sechs bis zwölf Monaten gängig. Das ist auch der große Unterschied zur Miete, die meist nur über wenige Tage oder Wochen läuft – alleine schon wegen des Preises.

Beispielsweise bei Volvo können Kunden mit „Care by Volvo“ das Kompakt-SUV XC40 oder den Familienkombi V60 nicht nur kaufen oder leasen, sondern auch auf Zeit mieten. Ausstattungsvariante, Farbe und Kilometerlaufleistung werden vorher festgelegt. Nach der Vertragslaufzeit geht der Wagen wieder an Volvo zurück. Günstig ist das Angebot aber nicht: Die Monatspauschale beträgt 1,5 Prozent des Listenpreises. Bei 50.000 Euro, die schnell für einen gut ausgestatteten XC40 zusammenkommen, wären das 750 Euro pro Monat.

Ein Modell für alle, deren Leben mit vielen neuen Jobs und häufigen Umzügen schwer planbar ist – und schnell wechseln wollen…

Auto-Abo B: Flexibel nutzen mit fester Monatspauschale

Eine feste Monatsgebühr zahlen, dafür aber im Gegensatz zum Leasing mehrere verschiedene Fahrzeuge nutzen können – damit richtet sich dieses Modell an jene Nutzer, die sehr regelmäßig Auto fahren, sich aber nicht auf ein Modell beschränken wollen.

Seit November 2017 testet beispielsweise Porsche eine solche Flatrate unter dem Namen „Passport“ in Atlanta, im direkten Umfeld der Nordamerika-Zentrale des Sportwagenbauers. Die Einstiegshürde ist allerdings hoch: Das Basispaket „Launch“ kostet 2000 Dollar pro Monat und beinhaltet den Zugriff auf eine von acht Modell-Varianten, darunter 718 Boxster, Cayman S, Macan S und Cayenne. Im 3000 Dollar teuren Paket „Accelerate“ sind insgesamt 22 Modellvarianten enthalten, darunter auch der 911 Carrera S und der Panamera 4S.

Fans amerikanischer Autos können in München die Vorzüge eines Auto-Abos genießen. Dort bietet General Motors „Book by Cadillac“ an. Neben SUV (XT5, Escalade) können dort Limousinen (CTS, CT-6) und auch Sportwagen wie der CTS-V mit 649 PS genutzt werden. Dazu sind auch die Corvette und der Chevrolet Camaro mit im nutzbaren Fahrzeugpool. Die Autos werden innerhalb von 48 Stunden von einem Concierge angeliefert, wenn man mindestens 1500 Euro pro Monat zahlt.

Ein Modell für Liebhaber automobiler Vielfalt und Hobby-Testfahrer im Alltag…

Auto-Abo C: Flexibel nutzen und zahlen nach Gebrauch

Viele Autobauer haben sich für eine feste Monatsgebühr entschieden – in der Annahme, dass die Kunden auch die meisten Tage ein Auto nutzen. Audi hat jedoch einen anderen Ansatz gewählt: Bei „Audi on demand“ wird die flexible Nutzung abgerechnet – pro Stunde, pro Tag oder für drei Tage. Das deckt die häufigsten Kundenanfragen ab, hat die Erfahrung gezeigt.

Audi on demand wird jedoch vor allem in Asien angeboten, etwa in Hong Kong oder Peking. Aber: Wer einmal registriert ist, kann das Angebot weltweit nutzen. In Deutschland bietet Audi seinen Dienst am Münchner Flughafen an. Von dort aus können Geschäftsleute mit einem Audi zum Kundentermin fahren oder markenaffine Urlauber ins verlängerte Wochenende am Tegernsee starten.

15 verschiedene Modelle bietet Audi on demand in München an, vom Kompakt-SUV Q2 bis zum Sport-Kombi RS6 Avant. Der Q2 ist mit 136 Euro am Tag das günstigste Modell, einen A6 Avant gibt es für 240 Euro am Tag. Das gefragteste Modell ist jedoch der 605 PS starke RS6 – für 496 Euro am Tag.

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